Das Geschehen...
wie die Reflektor-Gedankenstation funktioniert


Kabine und Tisch, beides aus Aluminium und klappbar, bilden das Mobiliar der portablen SUPER REFLEKTOR Gedankenstation.

Aufgestellt im Stadtraum bietet die Gedankenstation Ihnen die Möglichkeit in der Kabine Platz zu nehmen und sich dort in Ruhe Ihren Gedanken hinzugeben.
Der Tisch ist Begegnungsort. Gedankenservicepersonal informiert Sie dort über das Gedankentransportsystem SUPER REFLEKTOR.

Die von Ihnen in der Denkkabine gefundenen Gedanken, halten Sie in Zeichen, Worten oder Bildern fest. Alle Gedanken werden mit Datum und Uhrzeit - der Denkzeit - versehen und in den Beförderungsmechanismus SUPER REFLEKTORs eingespeist.

Die Einzelheiten:

Bei einem Gespräch mit dem Gedankenservicepersonal, können Benutzer der Gedankenstation das Gedankenformular und einen Füller, Kugelschreiber oder Bleistift erhalten. Vor dem Beginn der 'Denkzeit' in der Kabine wird 2x die aktuelle Zeit auf das Formular gestempelt: als eine Reihe von 10 Zahlen unter der Rubrik 'Ankunft/Arrival'; z.B.1641120998 steht für 16 Uhr 41 am 12.09. 1998.

Intimität und Abschirmung vom lärmenden Treiben der Straße findet der Benutzer in der Kabine, wo er entspannt seinen Gedanken wörtlich oder bildlich formulieren kann. Ist der Benutzer mit dem Ergebnis zufrieden, faltet er das Gedankenformular und übergibt es dem Gedankenserviceteam.

Bei der Rückgabe wird wieder 2x die aktuelle Zeit in das Feld 'Abfahrt/Departure' des Gedankenformulars gestempelt.
Der Zeitstempel hat den Zweck, den Prozess der Gedankenabgabe mit der Größe Zeit zu koppeln, um das Phänomen des Denkens greifbar zu machen, ohne die Anonymität des Benutzers aufzuheben. Nach dem Stempelvorgang wird ein Abschnitt des Formulars, der 1x die Ankunftszeit und 1x die Abfahrtszeit des Gedankens aufgestempelt zeigt, dem Benutzer der Station als sein Gedankenticket ausgehändigt.


Nachträglich ist die Urheberschaft von Gedankenmaterial nur noch durch den Zeitvergleich der Gedankenfahrkarte mit den zirkulierenden Gedanken festzustellen, wodurch der Benutzer eigenverantwortlich für seine Gedanken bleibt.
Alle abgegebenen Gedanken werden vorerst, wie bei Wahlveranstaltungen, in einer auf dem Tisch befindlichen Glasurne bis Tagesende aufbewahrt.

Die eingegangenen Gedanken werden zum Bestandteil der Gedankenzirkulation, das heißt, der verschiedenen Verfahren der Weiterleitung, beziehungsweise Rückführung in den öffentlichen Raum.

In Sprache verfasste Gedanken erhalten unaufdringliche gehaltene Übersetzungen (in Englisch oder Deutsch), um sie möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Zusätze, oder gar Wertungen sind nicht vorgesehen, da wir nicht an einer qualitativen Wertung von Gedanken nach Inhalt, Sprache, Graphik oder Originalität interessiert sind, sondern an einer öffentlich gemachten Notierung gelebter Denkzeit eines Einzelnen.
Als Träger der Gedankenzirkulation dienen Kopien der handschriftlichen Originale; je nach Erscheinungsort Verkleinerungen oder Vergrößerungen der Gedankenoriginale, die in möglichst vielfältiger Form im öffentlichen Raum in Erscheinung treten:

Ziel des verfremdeten Marktrituals ist es, private Gedankenwerke auf die Straße, beziehungsweise jeden anderen öffentlichen Ort, zu befördern, um sie als gleichberechtigte Existenzen den Gedankenschablonen gegenüberzustellen, die sich von überall in den Alltag einmischen - kommend aus Werbetexten, Wahlslogans, Fernsehzeitungen, Verkehrs- oder Hausordnungen etcetera.