PAUL AUSTER, IM LAND DER LETZTEN DINGE

Ich erwarte nicht, daß du verstehst. Du hast nichts davon gesehen, und selbst der Versuch, es dir vorzustellen, wäre vergeblich. Dies sind die letzten Dinge. An einem Tag ist ein Haus noch da, am nächsten ist es weg. Gestern ging man über eine Straße, die heute nicht mehr existiert. Auch das Wetter wechselt in einem fort. Regentage folgen Sonnentagen, Nebeltage folgen Schneetagen, einmal kühl, einmal warm, erst Wind dann Flaute, eine Zeit bitterer Kälte, und dann heute mitten im Winter, ein lieblicher heller Nachmittag, so warm, daß man keinen Mantel braucht. Wer in der Stadt lebt lernt, nichts für selbstverständlich zu halten. Man schließt kurz die Augen, dreht sich um, um nach etwas anderem zu sehen, und was eben noch vor einem stand, ist plötzlich weg. Nichts bleibt, verstehst du, nicht einmal die eigenen Gedanken. Ihnen nachzuhängen wäre Zeitverschwendung. Ist etwas erst einmal weg, dann für immer.

Photo: Computertomographie des menschlichen Gehirns